Über das Ende von Kriegen: Der Fall Oberitalien zwischen Alpen und Adria 1943-1945

Datum/Zeit
Donnerstag, 22.05.2025
18:00 Uhr

Veranstaltungsort
Landeszentrale für politische Bildung
Birkenstr. 20/21 - 28195 Bremen

Vortrag von Dr. Michael Wedekind, Bremen

Anders als die deutsche hat die italienische Gesellschaft den Zweiten Weltkrieg aus stark unterschiedlichen Perspektiven erlebt. Entsprechend fragmentiert sind die Kollektiverfahrungen, mit denen das Land nach mehr als zwanzig Jahren Totalitarismus und ebenso langer kolonialer, imperialer und ideologischer Kriegführung 1945 in die
Nachkriegszeit eintrat. Der Zweite Weltkrieg war auch hier ein „totaler Krieg“ – in seinen Mitteln, in seiner weltanschaulichen Radikalität, in seiner geographischen Extension. Zumal in den beiden letzten Kriegsjahren verlief er quer durch die Gesellschaft. Während die Kampfhandlungen in Sizilien bereits im Juli 1943 endeten, kam es vor allem im Trentino und in Friaul noch mehrere Tage nach der Kapitulation der deutschen Besatzungstruppen am 2. Mai 1945 zu schweren Kriegsverbrechen von Wehrmachts- und SS-Verbänden.
Der Vortrag beschäftigt sich insbesondere mit der deutschen Besatzung Nordostitaliens, das weitgehend der Souveränität der von Mussolini geführten Italienischen Sozialrepublik entzogen und auf Anordnung Hitlers der Sonderverwaltung durch hochrangige Tiroler und Kärntner Nationalsozialisten unterstellt wurde. Damit kamen zwischen Trient und Triest spezifisch österreichische Vorstellungen territorialer und bevölkerungspolitischer Neuordnung, von Expansion, Annexion und Revanche zum Tragen. Doch inwieweit ließen sich diese Konzepte auf dem Boden des besetzten Verbündeten noch durchsetzen? Welche Spielräume blieben den hochambitionierten österreichischen Vertretern des NS- Regimes angesichts der Absicherung der Kollaborationsbereitschaft der Bevölkerung, angesichts von Widerstandsbekämpfung, ethnischen Konflikten und des Vorrückens der Alliierten? Und welches Gewaltpotential entfesselte die deutsche Besatzungsmacht in einer Region, die zum zweiten Mal innerhalb von dreißig Jahren Kriegsschauplatz wurde und die Endphase beider Konflikte erlebte?

Dr. Michael Wedekind ist Zeithistoriker und Romanist. Lehre und Forschung haben ihn an die Universitäten Münster, Trient und Wien sowie an das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, Gastprofessuren nach Bukarest und Trient geführt. Er befasst sich vornehmlich mit der Geschichte der deutsch-italienischen Beziehungen sowie mit der jüngeren Geschichte des Alpen-Adria-Raumes und Südosteuropas.

Eine Kooperationsveranstaltung der Deutsch-Italienischen Gesellschaft und der Landeszentrale für politische Bildung Bremen

Eintritt: frei

Anmeldung: nicht zwingend, aber gerne gesehen

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