“Rom als Herausforderung” – Ein anderer Blick auf die ewige Stadt – Ein Nachbericht
Mit dem Vortrag von Prof. Hans Kloft am 19. Oktober 2021 tauchten wir erneut ein in das Thema „Italiensehnsucht“. Wir hatten das schon im September erlebt, als wir die schöne Ausstellung „Licht des Südens“ im Oldenburger Landesmuseum besuchten. Rom war seit eh und je ein Magnet für Besucher aus aller Welt. Sie kamen aus religiösen Motiven, aus dem Wunsch, der Antike ganz nahe zu sein, aus einer allgemeinen Sehnsucht nach Süden, Licht, Wärme und heiterer Lebensart. So auch die Literaten aus Norddeutschland, denen wir in Herrn Klofts Vortrag begegnen konnten.
Anlass des Vortrags war die 70 Jahrs-Jubiläumsfeier der Goethe-Gesellschaft Bremen, die in Kooperation mit der DIG Bremen und der Wittheit zu diesem Festakt eingeladen hatte. Der gut gefüllte Olbers-Saal im Haus der Wissenschaft zeigte demzufolge auch das breit gestreute Interesse an dem Thema, das der Vortragende nun vor uns entrollte.
An Goethe – bekanntlich kein Norddeutscher – kommt man allerdings nicht vorbei, er ist der Prototyp eines deutschen Reisenden in der Folgezeit der Aufklärung. Etliche reisten auch auf seinen Spuren durch Italien. Wohlhabende Intellektuelle konnten sich lange Aufenthalte in ihrem Sehnsuchtsland leisten. So lernten wir die Reisenden Adolf Stahr aus Oldenburg, Fanny Lewald aus Berlin, Hermann Allmers aus Rechtenfleth und ihre Reiseberichte kennen und zogen auch den Klassiker, Ferdinand Gregorovius, zu Rate. Deren Ansichten zeugen von dem in gewisser Hinsicht eng fokussierten Blick auf die Stadt und das Land, denn auch nach dem größten gesellschaftlichen Umbruch des Jahrhunderts, der Einigung des Landes zum Königreich Italien und allen wirtschaftlichen und sozialen Folgen, wurden diese kaum wahrgenommen.
Es sind Schilderungen persönlicher Erlebnisse und Befindlichkeiten, die wir in der glänzenden Darstellung von Prof. Kloft und direkt in den auszugsweisen Lesungen aus diversen Texten hören und miterleben konnten. Überragend ist das historische Interesse an der Antike, seltener die beeindruckte Schilderung der kirchlichen Feste und der mächtigen Demonstration des Papsttums, und noch weniger kommen die Lebensumstände der Römer in den Blick der Reisenden. Die ‘Leichtigkeit des Seins’, das die norddeutschen Literaten in der Lebensführung der Italiener und der Römer im Besonderen festzustellen glauben, erinnert demnach sehr an die Vorstellung eines Lebens im Arkadien der Romantik.
Geschickt wurden den einzelnen Texten einige Bilder zur Seite gestellt, die Persönlichkeiten und zeitgenössische Darstellungen der Stadt und der Umgebung Roms zeigten. Nur kurz eingewoben wurden die jeweiligen historischen Hintergründe geschildert, damit wir Zuhörer uns in einem etwas gesicherten Rahmen bewegen konnten. Der anhaltende Beifall zeigte am Ende, wie beeindruckend die Thematik an sich und der Festvortrag auf das Publikum gewirkt hat.
Ihre Dr. Elisabeth Dickmann