Exkursion nach Oldenburg zur Ausstellung „Licht des Südens“ im September 2021

Bericht von Dr. Elisabeth Dickmann über den Besuch der Ausstellung „Licht des Südens“ am 11.09.2021

Eine kleine Gruppe von DIG-Mitgliedern und einem Gast erfreute sich an diesem historisch so belasteten Tag an der liebevoll zusammengestellten Ausstellung im Oldenburger Landesmuseum, die uns „Licht des Südens“ verheißen hat. Licht wurde viel geboten, in den hellen Räumen des Schlosses und auf den Gemälden selbst. Aber es ging gar nicht so sehr um die Interpretation von Licht und Schatten auf den zahlreichen Gemälden aus Museumsbeständen und einigen Leihgaben, sondern um ein erweitertes Verständnis der sogenannten „Italiensehnsucht“ der Europäer seit dem 16. Jahrhundert bis heute. Das wurde uns in der sehr eindrucksvollen, historisch und kunsthistorisch bestens informierten Führung anhand der nach Epochen geordneten Ausstellung von Raum zu Raum immer klarer.

Hatte in der frühen Neuzeit vor allem die Wiederentdeckung der Antike literarisch und historisch gebildete Menschen nach Italien gezogen, waren Dichter und Denker, Maler und Archäologen in Scharen der Anziehungskraft der Skulpturen und Ruinen verfallen, so wurde nach und nach das Land selbst mit seinen Städten und Landschaften ein Sehnsuchtsort der höfischen und im Laufe der Zeit auch der bürgerlichen Gesellschaft. Und es waren vor allem die Maler, die durch ihre historischen Allegorien und Erzählungen ganz nebenbei die Schönheit der südlichen Orte in die Bildergalerien der herrschaftlichen Häuser, aber auch in die Wohnstuben bürgerlicher Kunstliebhaber brachten. Dabei kam es nicht auf topografische Genauigkeit an, das änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als auch die Fotografie ihre Bildbotschaften in die Welt sandte.

Jedes Jahrhundert entwickelte dabei eine oder mehrere spezifische Sichtweisen und Bildsprachen, die aber für lange Zeit nicht das Interesse des Nordens an den Menschen und ihren Lebensgewohnheiten in Italien wecken wollten. Vielmehr suchte man ein idealisiertes ‚Arkadien‘, eine idyllische, aber nicht spezifische Landschaft, in die man Hirtenszenen hineinstellen konnte. Nicht die Lebensumstände, Gewohnheiten und kulturellen Eigenheiten der Menschen in Italien, nicht das Essen, nicht die sozialen Verhältnisse interessierten für sehr lange Zeit, sondern eben ein idealisiertes Bild davon. Aber änderte sich das nicht ohnehin erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts? Änderte es sich überhaupt? Der Massentourismus nach Italien nach dem 2. Weltkrieg füllte die Strände an beiden Meeren, nicht die Museen; die italienische Küche konnte erst in den späten 60iger Jahren ihren Siegeszug in die Welt antreten, was in Deutschland sicher mehr den Immigranten zu verdanken ist als den Reisenden und Künstlern. Die Überfüllung italienischer Städte und Kunsttempel heute ist dem organisierten Massentourismus zu verdanken, nicht einem vertieften Verständnis von Kunst und Geschichte. Gleichwohl schufen die Maler des 20 Jahrhunderts etliche beeindruckende Gemälde, die nun auch Orte und Landschaften des Südens konkret abbildeten und das ‚Licht des Südens‘ einfingen.

Das alles ist das sehr ertragreiche Fazit des Besuchs dieser schönen, empfehlenswerten Ausstellung, den wir mit einem gemeinsamen Mittagessen in einem guten italienischen Restaurant abschlossen.

Ausstellung “Licht des Südens” ist vom 18. Juli bis 24. Oktober 2021 im Oldenburger Schloss