NACHBERICHT – Gipsfigurenhändler und Eismacher, Terrazzoarbeiter und Wandermusikanten – Italiener in Bremen und umzu (1815-1914)

Italiener in Bremen und umzu…

lautete der Titel eines Vortrags von Dr. Horst Rößler am 20. Oktober 2022 im Bremer Presseclub. Eine kleine, aber sehr interessierte Zuhörergruppe wartete gespannt auf die Konkretisierung des Themas und die war in der Tat sehr spannend. Handelte es sich doch um Migrationsbewegungen von Händlern, Handwerkern und Musikanten aus norditalienischen Dörfern in die Region Weser-Elbe-Raum vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Es kamen Gipsfigurenhändler, die ihre Waren zu großen Teilen auch hier vor Ort produzierten und auf den großen Märkten des Nordens verkauften. Es kamen Speiseeis-Hersteller, die ganze Dynastien von Eisdielen-Betreibern begründeten, so etwa in Bremen die Familie Chiamulera, die bis heute den Betrieb fortführt. Und besonders beliebt waren die umherziehenden Musikanten, die bei Festen, großen Märkten und auf Straßen und Plätzen ihre heimische Musik vorbrachten mit Dudelsack und Blasinstrumenten, mit Geigen und Drehorgel. Musikalische Beispiele und zeitgenössische Szenendarstellungen rundeten den Vortrag ab.

In einer lebendigen Darstellung, ausgehend von einzelnen, in amtlichen Dokumenten belegten Menschenschicksalen, zeichnete der Referent ein eindrückliches Bild der Lebenssituation solcher Wanderer, die zu Fuß, per Wagen und später mit der Eisenbahn auch innerhalb Deutschlands weite Wege zurücklegten. Nicht immer waren diese Menschen willkommen, nicht bei der Konkurrenz und nicht bei den Behörden. Gerade die Verfolgung solcher Einzelschicksale macht die Gesamtsituation deutlich. In Bild und Ton wurde uns so ein tiefer Einblick in eine Tradition der Arbeitswanderung innerhalb Europas vermittelt.

Dr. Elisabeth Dickmann (DIG Bremen)

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